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Mannschaftssport Erwachsene   Gießen

"Wir sind der neue Exot der Liga"

Watzenbornerinnen gehen Abenteuer Erstklassigkeit in unveränderter Besetzung an - Klassenerhalt bereits gesichert

Von Dennis Bellof

Am vergangenen Wochenende feierten die Tischtennisfrauen des NSC Watzenborn-Steinberg nach elf Jahren Zweitligazugehörigkeit den Aufstieg ins Oberhaus mit einem deutlichen 6:1-Erfolg über die DJK Offenburg. Lange hatten die Verantwortlichen des NSC betont, dass kaum ein Zweitligateam über ausreichende Strukturen für die Tischtennis-Eliteliga verfüge - nun also doch das "Abenteuer Bundesliga". Was erwartet den NSC in der kommenden Saison?

Unmittelbar nach der Partie gegen Offenburg dankte Geschäftsführer Ingo Hofmann den Spielerinnen und Trainer Markus Reiter für die äußerst gelungene Saison und wartete direkt mit einer für die Saisonplanung elementar wichtigen Information auf: "Diese Mannschaft wird unverändert in der ersten Liga spielen!" Damit wagen die Pohlheimer ein besonderes Experiment und bleiben gleichzeitig ihrer Linie treu. Denn während alle anderen Bundesligavereine mit meist sehr gut entlohnten (fernöstlichen) Ausländerinnen an den Start gehen, setzt der NSC weiter auf seine verdienten Akteure aus der Region.

"Wir sind keine Profis und müssen die neue Liga realistisch angehen", ist sich etwa Mannschaftsführerin Inka Dömges der voraussichtlich großen Unterlegenheit des Teams in der kommenden Saison bewusst. Auch Trainer Reiter, der laut Verbandszeitschrift immerhin mit einem Saisonetat von 15 000 Euro rechnen darf, unterstreicht die durchaus spannende Außenseiterrolle des NSC: "Wir müssen uns tatsächlich jetzt schon kleinen Anfeindungen im Internet stellen, weil wir aus Sicht des Gegners auf peinliche Weise Punkte abknöpfen könnten", lacht der Übungsleiter, der aufgrund der beruflichen Verpflichtungen seiner Schützlinge keine Intensivierung des Trainings vorantreiben kann und wird.

Schlechte Stimmung aufgrund drohender Klatschen im Oberhaus sieht er nicht aufziehen. "Wir sind der neue Exot der Liga, mit dem Ziel, möglichst länger als eine Stunde Spielzeit zu erreichen", so der Coach mit einem Augenzwinkern, "es wird jedoch keinen mentalen Knick oder Ähnliches geben, dafür sind wir zu lange im Geschäft." Und dafür verstehen sich die Frauen wohl auch zu gut, wie Neuzugang Christine Apel betont. Die Pädagogin kehrte im Sommer von einer langen Weltreise ohne Spiel- und Trainingspraxis in die zweite Liga zurück und begeisterte mit der fünftbesten Bilanz im hinteren Paarkreuz. "Bei anderen atmosphärischen Voraussetzungen hätte ich diesen Sprung niemals gewagt", erzählt Apel glücklich, "die gute Stimmung im Team war ein wesentlicher Faktor, als es recht kurzfristig darum ging, ob wir die Chance auf den Aufstieg wahrnehmen, oder nicht."

Zu den Belastungen der neuen Klasse gehört neben der Aussicht auf sehr wenig Punkte ebenfalls, dass manche Teams ihre Heimspiele unter der Woche ausrichten. Auch ungeliebte Spielsysteme wie Penholder oder Schnittabwehr, die in der jetzigen Liga eher selten anzutreffen waren, warten in der noch übermächtig erscheinenden Bundesliga auf die NSC-Spielerinnen. Ein Live-Ticker im Internet und ein zweiter offizieller Schiedsrichter sind da noch die kleinsten zu bewältigenden Probleme im Hinblick auf die neue Saison. Dennoch gibt es schon jetzt eine gute Nachricht: Weil in der kommenden Saison nur acht Teams an den Start gehen werden, gibt es keine Abstiegsplätze. So kann das Watzenborner "Abenteuer Bundesliga" bei Bedarf sogar fortgesetzt werden.

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