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Mannschaftssport Erwachsene  

"Wir sind ein Außenseiter"

1. Bundesliga Damen: Start ins Abenteuer

Von Dennis Bellof

Morgen Vormittag um halb elf Uhr beginnt für den NSC W.-Steinberg ein historisches Kapitel. Erstmals spielt die heimische Damen-Mannschaft in der Tischtennis-Bundesliga. "Wir sind einer der Außenseiter in der Liga", sagt Trainer Markus Reiter vor dem Saisonstart in Böblingen.
An diesem Wochenende startet für den NSC das Abenteuer 1. Bundesliga. Was überwiegt: Anspannung oder Vorfreude?

Reiter: Ganz klar die Vorfreude, weil wir uns mit dem zweiten Tabellenplatz selbst überrascht haben und der damit verbundene Aufstieg eine bewusste Entscheidung war. Dabei ist uns klar, dass wir mit unserer Hessenauswahl neben Leipzig einer der Außenseiter der Liga sind. Doch wir freuen uns darauf, gegen absolute Vollprofis und Olympiateilnehmerinnen spielen zu können. Es ist für alle ein Karrierehöhepunkt und eine Ehre.

Im Vorfeld war die kommende Heimspielstätte aufgrund Beleuchtungsproblemen unklar - wo trägt der NSC Watzenborn-Steinberg am 29. September sein erstes Heimspiel aus?

Reiter: Wenn möglich in Garbenteich. Wir hoffen, dass es mit vereinten Kräften gelingt, die für den Spielbetrieb in der 1. Liga zwingend notwendige neue Lichtanlage in der dortigen Sport- und Kulturhalle rechtzeitig einzubauen. Die Anträge dafür sind alle rausgeschickt; alle Vorbereitungen getroffen. Die Stadt Pohlheim hat sogar noch etwas aus ihrem Etat für dieses Projekt bereitgestellt. Eventuell müssen wir für das erste Heimspiel aber doch noch einmal nach Watzenborn ausweichen, spätestens das zweite Heimspiel wird dann aber sehr sicher in Garbenteich stattfinden.

Sie sind Außenseiter der Liga, verzichteten aber auf jegliche Verstärkung. Wie kommt das?

Reiter: Das hat mehrere Gründe. Zum einen besteht der Kern dieser Mannschaft seit sehr langer Zeit. Wir setzen also bewusst auf Kontinuität und Spielerinnen aus der Region. Da passt eine zugekaufte Asiatin schlecht ins Bild. Zum anderen können wir uns solche Verstärkungen schlichtweg nicht leisten. Wir müssten ein hohes finanzielles Risiko eingehen und unsere mit Bedacht über Jahre aufgebaute Struktur zerstören. Das kommt nicht in Frage. Andere Teams der Liga haben mehr als das Zehnfache unseres Etats, den schon die Beleuchtungsfrage aus den Angeln gehoben hat. Kurz gesagt: Wir wollen und können uns nicht verstärken, wobei die Betonung ganz klar auf "nicht wollen" liegt.

Den größtenteils überlegenen Mannschaften soll jedes Spiel möglichst unangenehm gemacht werden. Mit welchen Mitteln dafür warten Angelina Gürz und Inka Dömges im vorderen Paarkreuz auf?

Reiter: Inka verfügt neben ihrem ausgezeichneten Vorhand-Topspin über eine überragende Athletik, von der sich sogar manche Nationalspielerin eine Scheibe abschneiden kann. Wenn der Kopf mitspielt, kann sie nicht nur mit Power sondern auch sehr kreativ spielen. Wir nennen sie deshalb auch gerne "Einstein". Angelina kann sich im Zuge ihres schnellen Block- und Konterspiels auf starke Reflexe und eine gute Spielübersicht verlassen. Dafür hat sie oft Probleme gegen Material-, also Noppenspielerinnen und gegen Abwehr. Beide müssen gut ins Aufschlag-Rückschlagspiel finden, was gerade gegen die Asiatinnen sehr schwer wird. Wer da die Aufschläge nicht gut lesen kann, wird gnadenlos abgeschossen.

Auch Désirée Czajkowski und Christine Apel sind Bundesliganeulinge - wo machen Sie deren Stärken und Schwächen fest?

Reiter: Christine hat als Linkshänderin ein etwas ungewöhnliches Spielsystem: Kurze Noppen auf der Vorhand und eine griffige Rückhand. Sie ist eine gute Taktikerin und große Kämpferin. Beides macht sie auch zu einer sehr guten Doppelspielerin. Mit ihren Stärken und ihrer sehr angenehmen Art hat sie unsere Mannschaft letzte Saison perfekt ergänzt. Désirée ist Tempospielerin, verfügt über gute Aufschläge und kann beidseitig mit Topspin angreifen. Sie ist mental sehr stark, weshalb sie auf Position vier sehr wertvoll für die Endphase des Spiels ist. Das hat sie zuletzt mehrfach unter Beweis gestellt, speziell im vorentscheidenden Spiel gegen Darmstadt.

Mit der langjährigen NSC-Spielerin Tatjana Bär steht Ihnen diese Saison erstmals eine Assistentin zur Seite. Was versprechen Sie sich von dieser Maßnahme?

Reiter: Zeitgleich zwei Tische gleichwertig zu betreuen, ist für einen einzigen Betreuer aufgrund der Schnelligkeit und Komplexität des Spiels kaum möglich. Für mich ist es auch ein Zeichen für unsere im Rahmen des möglichen angestrebte Professionalisierung. Wir wollen die Spielerinnen bestmöglich betreuen. Tatjana ist ein Supertyp! Wir freuen uns sehr, dass sie ins Bundesligateam eingestiegen ist. Sie wird sicherlich sehr zur guten Stimmung beitragen und den Spielerinnen viele wertvolle Tipps geben können.

In Böblingen droht dem NSC am Wochenende nur die erste von vielen Niederlagen - zieht sich der Verein vor lauter Frust am Ende der Saison vielleicht sogar freiwillig ins wohlbekannte Unterhaus zurück?

Reiter: Ein freiwilliger Rückzug kommt für mich nicht in Frage. Vor Beginn der Saison eine Prognose für die Gemütslage am Ende abzugeben, halte ich zudem für müßig. Wie immer werden wir uns im Februar oder März zusammensetzen und gemeinsam beratschlagen, wie es weitergehen soll. Dann werden wir sehen. Zunächst müssen wir aber erst einmal die Klasse halten, was möglich ist, da Leipzig auf Augenhöhe mit uns einzuschätzen ist. Insofern kommt die Frage etwas verfrüht. Die Antwort muss also noch bis März warten.

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