Bericht von Uwe Weichsel
Günther Teigler feierte am 15. März seinen 90. Geburtstag. Er gehört zu den prägenden Persönlichkeiten im heimischen Tischtennis-Kreis und vor allem bei seinem Club, dem Gießener Schwimmverein. Über mehr als 70 Jahre hinweg bewies der gebürtige Gießener auf angenehme Weise, dass man kein Lautsprecher sein muss, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Teiglers besonders „auffällige“ Eigenschaften sind seine ruhige Art, Beständigkeit und Vereinstreue.
Innerhalb des Gießener SV wechselte er 1950 als 15-Jähriger von der Schwimm- in die drei Jahre zuvor gegründete Tischtennis-Abteilung. Dass dies eine gute Entscheidung war, zeigte sich schnell. Bereits im Juli 1950 ist sein Name erstmals in einem Zeitungsbericht zu finden. Da steht er unter den Bestplatzierten eines kreisoffenen Turniers. Die zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen macht eine Meldung auf derselben Zeitungsseite deutlich. Darin heißt es, dass Deutschland „mit einer baldigen Aufnahme in den Internationalen Tischtennis-Verband rechnen könne. Außerdem wurde die Teilnahme der Sowjetzonen-Republik an den deutschen Einzelmeisterschaften 1950/51 in Berlin bekanntgegeben.“ Sehr andere Tischtennis-Zeiten herrschten damals auch noch bei den Spielorten und Spielutensilien. Die GSVler übten ihren Sport von 1953 bis zum Anfang der 1960er Jahre auf dem Dachboden der Goetheschule aus. Im „Staubpalast“ waren die Verhältnisse alles andere als feudal. Die Tische wurden dort zwischen den Dachverstrebungen aufgebaut und der Raum musste mit einem Boxclub geteilt werden. Im Sommer machte unter dem Dach die Hitze zu schaffen und im Winter die Kälte. Handschuhe gehörten dann zeitweise zur Ausrüstung dazu. Noch nicht verbreitet waren hingegen die inzwischen seit langem üblichen „Schwammschläger“. So stand 1957 in einem Bericht über das erste internationale Freundschaftsspiel gegen HIS Karlshamn: „Der GSV brauchte eine gewisse Anlaufzeit, um sich auf die Schwammgummischläger der Schweden einzustellen, gewann aber doch sicher durch Siege von Hinz, Teigler, Stoecker, Ziajkowski, Hinz/Teigler und Hager/Stoecker.“
Unverändert über all die Jahrzehnte zeichnete sich Günther Teigler stets als echter „Teamplayer“ aus. Sein Hauptaugenmerk galt dem Mannschaftssport. In der Jugend gehörte er zu jener GSV-Auswahl, die zweimal das Hessenfinale erreichte. Dabei waren auch später im Kreis Gießen bestens bekannte Spieler wie Hans-Joachim „Jochen“ Engert und Arthur Schmidt. (Beide leben nicht mehr.) Nach der Jugend zählte Teigler bis zum Ende des vergangenen Jahrtausends meist zu einer der ersten zwei Herren-Mannschaften des Gießener SV, die vorwiegend in höheren Klassen aktiv waren. Zwischenzeitlich blieb er „seinem“ GSV auch treu, als dessen Tischtennis-Abteilung Ende der 1980er Jahre kurz vor der Auflösung stand. Zusammen mit dem Abteilungsleiter Hans Hackenberg war er als Kassenwart in dieser Zeit maßgeblich daran beteiligt, dass es weiterging. Vielleicht war Teigler als „Abwehrkünstler“ prädestiniert für diese Aufgabe. Eine weitere Beschreibung seines Tischtennis-Spielstils findet sich in einem Artikel zum zweiten Fritz-Neumann-Gedächtnisturnier 1967. Darin war die Rede von den „gefürchteten Schnittbällen“ des Gießener Doppels Günther Teigler/Gerhard Weeg. Deren Namen tauchten selbst im Jahr 2023 noch gemeinsam in einem Kreisliga-Bericht auf. Dies war der letzte Punktspiel-Einsatz von Günther Teigler – mit 88 Jahren. Dementsprechend hochverdient ist die seit 1997 bestehende GSV-Ehrenmitgliedschaft ebenso wie die „Spielerverdienstnadel in Gold 70“ des Hessischen Tischtennis-Verbands. Diese seltene Auszeichnung wurde ihm zum Geburtstag überreicht.
Das wichtigste „Team“ im Leben von Günther Teigler ist die Familie, bestehend aus Ehefrau Brigitte, mit der er seit 1960 verheiratet ist, Tochter Andrea, Sohn Frank und den Enkelkindern. Frank Teigler erbte das Tischtennis-Talent und spielte ebenfalls eine starke Rolle beim Gießener SV. Phasenweise traten Vater und Sohn sogar gemeinsam an. Für Günther Teigler war das eine perfekte Verbindung seiner eigenen mit der Sport-Familie: ,,Die schönste Zeit war, als wir zusammen in einer Mannschaft spielten.“