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Gönnern im Pech: Unglückliches 2:3 im Pokalfinale

Vom 17. bis 19. Dezember war Jülich Schauplatz der Endrunde um die Deutsche Pokalmeisterschaft 2004, die im Vorfeld auch als "kleine Klub-WM auf deutschem Boden" bezeichnet worden war. Immerhin gaben sich hier mehr als zwei Dutzend Akteure der europäischen Spitzenklasse, ja sogar Weltklasse, ein Stelldichein kurz vor Weihnachten. Insgesamt ca. 2.000 Zuschauer sahen dann auch attraktiven, hochklassigen Tischtennissport mit einem packenden Finale.

Fast, aber leider nur fast, wäre es das Turnier des TTV RE-BAU Gönnern geworden.



Sein Kampfgeist wurde nicht belohnt:
Jörg Roßkopf im Finale (Foto Roscher)

Vom 17. bis 19. Dezember war Jülich Schauplatz der Endrunde um die Deutsche Pokalmeisterschaft 2004, die im Vorfeld auch als "kleine Klub-WM auf deutschem Boden" bezeichnet worden war. Immerhin gaben sich hier mehr als zwei Dutzend Akteure der europäischen Spitzenklasse, ja sogar Weltklasse, ein Stelldichein kurz vor Weihnachten. Insgesamt ca. 2.000 Zuschauer sahen dann auch attraktiven, hochklassigen Tischtennissport mit einem packenden Finale.

Fast, aber leider nur fast, wäre es das Turnier des TTV RE-BAU Gönnern geworden.

Am Freitag (17.12.) begann das "Final Eight" des Deutschen Mannschafts-Tischtennis mit den Partien Ochsenhausen-Frickenhausen (3:0), Plüderhausen-Jülich (3:0) und dem überraschenden 3:1-Erfolg des TTC Grenzau gegen Borussia Düsseldorf, immerhin mit Michael Maze, Christian Süß und Bastian Steger angetreten.

Der hessische Vertreter TTV RE-BAU Gönnern schließlich hatte es mit dem hochgehandelten Team aus Würzburg zu tun und behielt überraschend deutlich die Oberhand, nicht zuletzt, weil der in Topform auftretende Slobodan Grujic (Foto oben) Weltklassemann Petr Korbel nicht den Hauch einer Chance ließ. Auch der erst vier Stunden vor Spielbeginn in Frankfurt gelandete Timo Boll - er kam vom Spiel der Weltauswahl in Peking - zeigte sich von den Strapazen wenig beeindruckt und hielt neben Korbel (3:0) auch den Hongkong-Chinesen Chu Yan Leung, aktuelle Nummer 20 der Welt, mit 3:2 nieder.

Am Samstag standen die beiden Semifinalpartien auf dem Programm. Hier zeigte Ochsenhausen dem Plüderhausener Rumpfaufgebot (ohne Persson und Waldner) beim 3:1 die Grenzen auf.

Gönnern hatte mit der Überraschungsmannschaft aus Grenzau ebenso nur wenig Mühe und qualifizierte sich durch das letztlich nicht gefährdete 3:1 - lediglich Jörg Roßkopf zog gegen Lucjan Blaszczyk den kürzeren - für das Endspiel. Überragend erneut Timo Boll (Foto unten), gegen den Weltklassemann Blaszczyk und Zoltan Fejer-Konnerth chancenlos waren.

Nachdem das hessische Team zweimal hintereinander im Cupfinale an den Schwaben gescheitert war, sollte nun im dritten Anlauf gegen Ochsenhausen alles ganz anders werden. Und es sah zunächst tatsächlich so aus, als sollte den Mannen um Timo Boll diesmal endlich der große Coup gelingen:

Zwar fuhr Ochsenhausens Taiwanese Chuang Chih-Yuan, immerhin Nr. 7 der aktuellen Weltrangliste, den erwarteten Sieg gegen Jörg Roßkopf ein, doch als Timo Boll im zweiten Match den Rumänen Adrian Crisan, dem er schon mehrfach unterlegen war, deutlich in die Schranken gewiesen hatte, keimte Optimismus im hessischen Lager auf. Nun kam der große Auftritt des im Turnier ungeschlagenen Slobodan Grujic, der vorzüglich spielte und den favorisierten Russen Fedor Kuzmin in 3:1-Sätzen bezwingen konnte.

Die Zeichen standen jetzt eindeutig auf Pokalgewinn für Gönnern, dessen Fans fortan siegesgewiß die Akustik in der Jülicher Nordhalle bestimmten, während der blaugekleidete Ochsenhausener Anhang zunächst kaum mehr zu vernehmen war. Fast jeder in der Sportarena erwartete nun, dass Timo Boll gegen Chuang Chih-Yuan den Sack zumachen und Gönnerns Triumph besiegeln würde. Doch dann kam alles ganz anders: Timo zeigte Nerven und fand nie zu seinem Spiel, während der 20-jährige Asiate seine beste Leistung seit langem abrufen konnte und letztlich nicht unverdient mit 3:1 die Oberhand behielt. Im vierten Satz hatte es zeitweise so ausgesehen, als könnte Boll der Partie noch die entscheidende Wende geben, ließ sich dann jedoch durch eine Kontroverse mit dem Schiedsrichter wegen eines angeblich nicht korrekten Aufschlags sichtlich aus dem Tritt bringen und verlor.

Nun ruhten die hessischen Hoffnungen alleine auf "Oldie" Jörg Roßkopf, der bis dahin keinen einzigen Sieg im Turnier verbuchen konnte. Ausgerechnet gegen den starken Adrian Crisan schickte sich Rossi freilich an, diese Misserfolgsserie zu durchbrechen. Topmotiviert spielte er die ersten zwei Sätze wie aus einem Guß und ging verdient mit 2:0 in Führung. Doch Crisan kam zurück ins Match und Rossi vermochte sein hohes Anfangsniveau nicht durchzuhalten, so dass am Ende eine 2:3-Niederlage stand, die den frenetisch gefeierten dritten Cupfinalsieg der Schwaben bedeutete.

Die Zuschauer - gleich aus welchem Lager - waren freilich voll auf ihre Kosten gekommen und hatten ein mitreißendes, dramatisches Finale erlebt, in dem sämtliche sechs Akteure an ihre Belastungsgrenzen gegangen waren. So darf man die Gönnerner nach diesem tollen Match wirklich als "zweiten Sieger" bezeichnen, keinesfalls als Verlierer, auch wenn Coach Helmut Hampl (mittleres Foto) nachher selbstkritisch meinte: "Es ist ganz einfach: Ochsenhausen ist die bessere Mannschaft."

Der hochklassige Tischtennissport, der drei Tage lang kurz vor Weihnachten nahe der belgischen Grenze geboten wurde, hätte in jedem Fall mehr Zuschauer verdient gehabt. Wer zu Hause geblieben ist, darf sich getrost ärgern, ein Turnier der sportlichen Superlative verpasst zu haben.

(Text und Fotos:
Dr. Stephan Roscher)


Eine Foto-Diashow zum Turnier in Jülich findet sich hier:


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