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TT-Gala: Gönnern deklassiert den Favoriten Niederösterreich

Dillenburg (ro). Ein besonderer Coup gelang am Freitagabend dem hessischen Bundesligisten TTV RE-BAU Gönnern vor 1.500 begeisterten Zuschauern in der Dillenburger Nassau-Oranien-Halle: Mit 3:0 wurde im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales der hohe Favorit SVS Niederösterreich abgefertigt, der mit den Weltklassespielern Ryu Seung Min, Werner Schlager und Chen Weixing angetreten war.

Konnte man den 3:2-Erfolg Timo Bolls über den phasenweise vorzüglich aufspielenden Chen Weixing in einem auf des Messers Schneide stehenden Match noch als eingeplant bezeichnen, sorgte anschließend Slobodan Grujic für die größte Sensation des Abends: Der Serbe hielt Olympiasieger Ryu Seung Min mit 3:1 nieder und zeigte dabei Tischtennis vom Feinsten.


Foto oben: Timo Boll in Siegerpose nach seinem 3:2 über Chen Weixing

Foto unten: die begeisterungsfähigen Fans des TTV Gönnern kamen voll auf ihre Kosten (Fotos Roscher)

Dillenburg (ro/kel). Ein besonderer Coup gelang am Freitagabend dem hessischen Bundesligisten TTV RE-BAU Gönnern vor 1.500 begeisterten Zuschauern in der Dillenburger Nassau-Oranien-Halle: Mit 3:0 wurde im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales der hohe Favorit SVS Niederösterreich abgefertigt, der wie erwartet mit den Weltklassespielern Ryu Seung Min, Werner Schlager und Chen Weixing angetreten war.

Konnte man den 3:2-Erfolg Timo Bolls über den phasenweise vorzüglich aufspielenden Chen Weixing in einem auf des Messers Schneide stehenden Match noch als eingeplant bezeichnen, sorgte anschließend Slobodan Grujic für die größte Sensation des Abends: Der Serbe, aktuell Nr. 46 der Weltrangliste, hielt den um 40 Positionen höher notierten Olympiasieger Ryu Seung Min mit 3:1 nieder und zeigte dabei Tischtennis vom Feinsten. Nun war es an "Mister Tischtennis", Jörg Roßkopf, sein monatelanges Tief zu überwinden und ausgerechnet gegen Ex-Weltmeister Werner Schlager den entscheidenden Punkt zum greifbar nahen Triumph seines Teams beizusteuern. Und Rossi präsentierte sich auf den Punkt genau plötzlich wieder bärenstark und ließ dem konsternierten Österreicher beim 3:0 nicht den Hauch einer Chance.

Nach Rossis verwandeltem Matchball kannte der Jubel in der Halle keine Grenzen mehr. Jedem einzelnen Zuschauern war bewußt, Zeuge eines denkwürdigen Tischtennis-Abends geworden zu sein.

Timo Boll meinte nach dem Spiel augenzwinkernd auf die Frage, welches Ergebnis er denn vorher für realistisch gehalten habe: "3:1 wenn's gut läuft, anderenfalls 3:2 - in jedem Fall für uns!"

Gönnerns Manager Torsten Märte registrierte das grandiose Geschehen in sich gekehrt, fast ein wenig ungläubig: "Ich glaube, ich muß zunächst einmal eine Nacht darüber schlafen, dann werde ich erst so ganz begriffen haben, was wir heute hier geleistet haben."

Die Euphorie im Team bremste Trainer Helmut Hampl ein wenig, als er nach dem Spiel betonte, dass die vier Sätze zum Erreichen des Finales in Niederösterreich erst einmal gewonnen werden müssen. Mit der taktischen Umstellung der Österreicher, die durch einen Sieg des Abwehrers gegen Timo Boll Gönnern den Zahn ziehen wollten, hatte Hampl gerechnet. "Wenn Chen an eins spielt, war klar, dass Schlager nur ein Einzel bestreiten wird. Deshalb habe ich Jörg Roßkopf an Position drei gestellt. Mir war klar, dass er sowohl gegen Schlager als auch gegen Chen gewinnen kann. An einen Sieg von Bobo gegen Ryu hat keiner in der Halle geglaubt."

Die Chance der Hessen, das Finale - wahrscheinlich gegen Charleroi - zu erreichen, könnte besser nicht sein. Nach einer unglücklich verlaufenen Saison mit dem Verfehlen der Play-Offs in der Bundesliga und dem hauchdünnen Scheitern im Pokalfinale von Jülich gegen Ochsenhausen haben die Geschicke am Ende der Spielzeit nochmals eine dramatische Wendung genommen.

Die einzelnen Spiele:
Timo Boll - Chen Weixing 3:2 (6:11, 11:7, 6:11, 14:12, 11:8)
Boll wehrte beim Stande von 11:12 im vierten Satz in einem fantastischen Ballwechsel einen Matchball ab.
Slobodan Grujic - Ryu Seung Min 3:1 (12:14, 14:12, 11:7, 11:9)
Dank eines exzellenten Aufschlag-Rückschlag-Spiels von Grujic kam der Olympiasieger nie richtig ins Spiel und zeigte Nerven.
Jörg Roßkopf - Werner Schlager 3:0 (11:7, 12:10, 11:3)
Jörg Roßkopf ließ dem Ex-Weltmeister mit knallharten Vorhand- und Rückhandtopspins keine Chance und zeigte sein bestes Tischtennis. Nach dem Siegpunkt sprang er über die Bande hinweg direkt in Hampls Arme.

Foto oben: "Matchwinner" Solobodan Grujic, der überragend spielte und Olympiasieger Ryu Seung Min sensationell bezwang.

Foto Mitte: Nach Spielende nahezu unzertrennlich: Rossi und Coach Helmut Hampl.

Foto unten: Auch Bundestrainer Richard Prause war sichtlich angetan von der Leistung des TTV Gönnern und des von manchen vorschnell abgeschriebenen Jörg Roßkopf.


(Bericht & Fotos: Dr. Stephan Roscher)


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