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6:4 - Maberzell schlägt den Champions-League-Sieger

Dillenburg (ro). Zum Auftakt der Bundesligasaison 2006/07 bekamen 1.000 Zuschauer - darunter ca. 50 stimmgewaltige Fans aus Osthessen - in der Dillenburger Nassau-Oranien-Halle ein packendes Hessenderby geboten. Der TTV Gönnern und der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell betrieben Werbung für die Tischtennisbundesliga, da ihre Akteure nicht nur kämpferisch alles gaben, sondern darüber hinaus teilweise auch noch spielerisch brillierten. Fulda vermochte nahtlos an die imposante Rückrundenleistung der vergangenen Saison anzuknüpfen, während der Gastgeber ein wenig überraschend unter die Räder kam und gleich einen Dämpfer im Kampf um die begehrten Play-Off-Plätze erhielt. Maberzell freilich darf nach den Eindrücken des Auftaktspiels durchaus als aussichtsreicher Bewerber um einen der vorderen Ränge gelten.

Foto oben: Molin emotional;
unten: Roßkopf, Boll u. Mengel (v.l.) deprimiert.

Dillenburg (ro). Zum Auftakt der Bundesligasaison 2006/07 bekamen 1.000 Zuschauer - darunter ca. 50 stimmgewaltige Fans aus Osthessen - in der Dillenburger Nassau-Oranien-Halle ein packendes Hessenderby geboten. Der TTV Gönnern und der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell betrieben Werbung für die Tischtennisbundesliga, da ihre Akteure nicht nur kämpferisch alles gaben, sondern darüber hinaus teilweise auch spielerisch brillierten.

Fulda vermochte nahtlos an die imposante Rückrundenleistung der vergangenen Saison anzuknüpfen, während der Gastgeber ein wenig überraschend unter die Räder kam und gleich einen Dämpfer im Kampf um die begehrten Play-Off-Plätze erhielt. Maberzell freilich darf nach den Eindrücken des Auftaktspiels durchaus als aussichtsreicher Bewerber um einen der vorderen Plätze gelten.

Die Doppel waren nicht unerwartet 1:1 ausgegangen, die neuformierte Paarung Roßkopf/Mengel hinterließ zwar einen guten Eindruck gegen Waldner/Feng, konnte aber im Entscheidungssatz nichts mehr zusetzen. Zwar fuhr Timo Boll anschließend den erwarteten Zähler gegen Feng Zhe ein, hatte dabei aber mehr Widerstand zu brechen, als ihm lieb sein konnte. Zeitgleich deklassierte Tischtennislegende Jan-Ove Waldner den an diesem Tag unglücklich agierenden "Mr. Tischtennis" Jörg Roßkopf förmlich. Im hinteren Paarkreuz entwickelten sich anschließend hochklassige, stark umkämpfte Matches, die lange auf des Messers Schneide standen. Doch an beiden Tischen hatten die Fuldaer Cracks den längeren Atem: Jörg Schlichter bezwang Gönnerns Neuzugang Antonin Gavlas ebenso knapp im Entscheidungssatz wie Fuldas Neuerwerbung Magnus Molin Gönnerns "Bobo" Grujic. Mit 4:2 für den Gast ging es zum Pausentee und jeder in der Halle wußte, dass es nun für den Champions-League-Sieger schwer werden würde. Aber Gönnern kämpfte sich zurück ins Spiel und kam nach Siegen von Boll über Waldner in einer großartigen Partie sowie von Grujic über Schlichter - "Rossi" hatte auch gegen Feng Zhe nichts reißen können - auf 4:5 heran. Die Entscheidung mußte nunmehr im Duell der beider "Vierer" fallen. Molin und Gavlas war die Nervosität in der vor Spannung knisternden Halle förmlich anzumerken. Der von Werder Bremen nach Osthessen gekommene Landsmann Waldners freilich hatte das bessere Ende für sich und setzte sich mit 11:8 im fünften Durchgang gegen den jungen Tschechen durch. Frenetisch feierten Spieler, Vorstandsmitglieder und Fans aus Fulda den Derby-Erfolg ihres Teams, das optimal in seine zweite Bundesligasaison gestartet ist. Nun kann im Heimspiel gegen Rekordmeister Borussia Düsseldorf (2. September, 16 Uhr) in der sicher dann prallvollen Wilmington-Halle nachgelegt und eine weitere Duftmarke in der Liga gesetzt werden. Der Sieg des Waldner-Teams gegen das Boll-Team geht zwar in Ordnung, ein Remis wäre aber angesichts des engen Verlaufs gerechter gewesen. So oder so, der größte Sieger dieses Abends war in jedem Fall der Tischtennissport, der attraktiver und spannender kaum dargeboten werden kann.

STIMMEN ZUM SPIEL

Norbert Mai (Manager Gönnern): "Ein Unentschieden hätte ich als gerechtes Ergebnis bezeichnet. Es ist schade, dass wir von insgesamt fünf Fünfsatzentscheidungen lediglich eine einzige gewinnen konnte. Bezeichnenderweise war es Timo Boll, der seine überragende Leistung mit einem Sieg gegen den sehr stark spielenden Jan-Ove Waldner krönte. Vom Rest der Mannschaft überzeugten Steffen Mengel, der ein ausgezeichnetes Doppel spielte, und Antonin Gavlas, der mit Pech gegen zwei der besten Spieler im hinteren Paarkreuz verloren hat. Jörgs Leistung kann ihn selbst am allerwenigsten zufriedenstellen und Slobodan Grujic hat gegen Magnus Molin beim 9:11 im für den Spielausgang letztlich entscheidenden Spiel kein Fortune gehabt. Alles in allem haben unsere sportlichen Ambitionen in der Bundesliga damit zwar einen Dämpfer erhalten, aber wir werden in den nächsten Spielen sehen, wie sich die Saison fortentwickelt. Der Mannschaft zumindest ist klar, dass auch mit Timo Boll eine ausgeglichene Mannschaftsleistung notwendig ist, will man in der Bundesliga bestehen. Fulda-Maberzell gehört nach der gezeigten Leistung, sollten sie die Form über die gesamt Saison stabilisieren, zu den Meisterschaftsfavoriten."

Torsten Märte (1. Vorsitzender Gönnern): "Aus meiner Sicht hat das Hessen-Derby unter den Aspekten Spannung und Zuschauerinteresse die Erwartungen voll erfüllt. Spielerisch können wir dies natürlich so nicht sehen, da insbesondere Grujic und Rosskopf durch die anstrengende Vorbereitung deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben sind und so das Derby entscheidend beeinflusst haben. So wie ich beide kenne, ärgert sie das am meisten. Wir haben hier aber die letzten Jahre in guter Erinnerung, wo der Start ähnlich war und beide am Saisonende, insbesondere im Halbfinale und ECL-Finale groß aufgetrumpft haben. Mit unseren jungen Neuzugängen Gavlas und Mengel waren wir grundsätzlich sehr zufrieden. Beide zeigten in ihrem ersten Bundesligaspiel hervorragende Ansätze. Insbesondere Gavlas blieb der verdiente Erfolg aufgrund teilweiser zu hektischer Spielweise leider versagt. Letztlich war es daher ein verdienter Erfolg für unsere Gäste, denen wir zu einer tollen Mannschaftsleistung um ihren Star Waldner nur gratulieren können."

Stefan Frauenholz (Manager Fulda-Maberzell): "Natürlich war das Spiel in Dillenburg besonders wichtig für uns. Zum einen haben wir zum Auftakt die fünf (!) erstplatzierten Teams der letzten Runde hintereinander. Da wollten wir natürlich den drohenden Fehlstart mit 0:10 Punkten vermeiden und in Gönnern zumindest einen Punkt holen. Dass es dann zwei geworden sind, freut uns umso mehr, da unser Gegener komplett gespielt hat und wir durch diesen Sieg erst einmal die Nr. 1 in Hessen sind! Von daher ist ein Hessenderby für uns schon etwas besonderes, zumal wir in den vergangenen Jahren immer zu Gönnern hinauf geschaut haben. Überzeugt haben mich eigentlich alle unsere Spieler. Waldner und Feng Zhe im vorderen Paarkreuz mit ihren Siegen gegen Jörg Roßkopf und mit ihrem aufopferungsvollen Kampf gegen Timo Boll, in dem beide nicht weit von einem Sieg weg waren. Natürlich auch Jörg Schlichter mit seinem Sieg gegen Gavlas und der überrragende Magnus Molin, der mit seinen zwei überzeugenden Spielen gegen Grujic und Gavlas unseren Sieg erzwungen hat, wahrlich ein Einstand nach Maß. Unser Sieg hat gezeigt, dass, wenn alle Spieler gesund bleiben, die Mannschaft in der Lage ist, um den Play-Off-Einzug mitzuspielen."


Foto oben: Waldner und Boll beobachten fasziniert das dramatische Schlußeinzel;
mittleres Foto: Spitzeneinzel Boll vs. Waldner;
Foto unten: Fuldas Manager Stefan Frauenholz überglücklich.



(Text & Fotos: Dr. Stephan Roscher)

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