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Das Projekt Sossenheim

Frankfurt (kel). Die Tischtennisabteilung der SG Sossenheim kann auf eine zehnjährige Kooperation mit der Henri-Dunant-Schule und der Eduard-Spranger-Schule zurückblicken und ist quasi ein Vorreiter der Schulsportoffensive des Hessischen Tischtennis-Verbandes, die im Januar starten wird. Vorhaben zur Förderung des Mädchensports oder ein Turnier "Beste Klasse" seien in der "Pipeline", berichtet Jugendleiter Klaus Deigert. Ende August hätte übrigens die neue Schul-AG begonnen - u. a. mit 17 Mädchen unter 11 Jahren.

Frankfurt (kel). Die Tischtennisabteilung der SG Sossenheim kann auf eine zehnjährige Kooperation mit der Henri-Dunant-Schule zurückblicken und ist quasi ein Vorreiter der Schulsportoffensive des Hessischen Tischtennis-Verbandes, die im Januar starten wird. Der Frankfurter Stadtteil Sossenheim hat heute 15.500 Einwohner, darunter ca. 2900 Jugendliche bis 21 Jahre, davon 39,7 % mit ausländischem Pass und eine noch höhere (nicht ermittelte) Zahl mit Migrationshintergrund. Das Jugendamt stuft Sossenheim in seiner Sozialraumanalyse als Wohngebiet mit einer "hohen Problemdichte" ein. Hier ist der Mehrspartenverein SG Sossenheim zu Hause.
Die Tischtennisabteilung der SG Sossenheim hatte bis weit in die 80er Jahre hinein große Erfolge in der Jugendarbeit. Regelmäßig waren Spieler der SGS in Hessischen-, Südwestdeutschen- und zweimal sogar in der Deutschen Ranglisten vertreten. Im Herrenbereich schaffte man es nur mit Eigengewächsen bis in die - damals noch einteilige - Hessenliga. Die Damen spielten zeitweise in der Landesliga. In Spitzenjahren waren kurzzeitig sieben Herrenmannschaften, drei Damenmannschaften und dreizehn Nachwuchsmannschaften am Start.
"In den 90er Jahren änderte sich das gravierend, da wichtige Personen beruflich keine Zeit mehr hatten oder wie im Falle unseres damaligen Jugendtrainers, Hans-Georg Dietrich (heute Abteilungsleiter des TTC Ockstadt), verzogen sind. Nachdem auch die letzten wichtigen Helfer wegen Umzügen nicht mehr zur Verfügung standen - Wolfgang Bauer trainiert heute z.B. die Jugend beim TV Roßdorf - versuchte unser Abteilungsleiter Dr. Jürgen Faik (damals Jugendwart), mit meiner Unterstützung 1995 einen Neuanfang", berichtete Jugendleiter Klaus Deigert. Es habe sich schnell gezeigt, dass sich einiges in Sossenheim durch die sozialen Randbedingungen gerade für Tischtennis grundlegend verändert und erschwert hatte. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt Frankfurt und unter Mitwirkung der Henri-Dunant-Schule (Grundschule) und der Eduard-Spranger-Schule (Haupt- und Realschule) wurde im September 2000 erstmals unter Leitung von Wilfried Götz eine 90-minütige Schul-AG gestartet.
Es sollten Mädchen und Jungen vorwiegend der zweiten bis sechsten Klasse erreicht werden, die bisher nicht den Weg in den Sportverein gefunden hatten. "Gedacht war auch besonders an ausländische Kinder, denen auf diese Weise eine Integrationsmöglichkeit geboten werden sollte", formulierte Deigert die Ziele. Die Resonanz sei von Anfang an gut gewesen. Allerdings sei es nicht gelungen, hieraus wirklichen Nutzen für die eigene Nachwuchsarbeit und merkliche Mitgliederzuwächse zu erzielen. "In der Nachbetrachtung ist festzustellen, dass in der Anfangsphase eine klare Ordnung und Struktur fehlte. Dies verbesserte sich deutlich, als wir in 2002 mit Markus Reiter einen qualifizierten A-Lizenz-Trainer für dieses Projekt gewinnen konnten. Trotzdem gelang es nur unzureichend, Kinder und ihre Familien für unser Vereinsangebot zu interessieren."
Es dürfe allerdings hierbei nicht übersehen werden, dass alleine die Präsenz an einer Schule Kinder auf unsere Sportmöglichkeiten aufmerksam gemacht habe. Die ersten Erfahrungen: "Es kommen zunächst eine Unmenge Kinder und die Menge ist an unseren maximal 7 Tischen kaum zu bewältigen. Das Angebot wird allerdings als unverbindlich und entsprechend beliebig wahrgenommen - die Kinder kamen und kommen nach Lust, Laune und Sonnenschein. Teilweise hatten wir auch den Eindruck, dass Eltern den Kurs als Verwahrstation betrachteten."
Dem habe man versucht durch Kursgebühren von 5 Euro je Halbjahr entgegenzusteuern. Damit war allerdings nur eine kleine Verbesserung zu erzielen. Teilweise wurde anstandslos gezahlt und die Kinder blieben trotzdem recht schnell weg, als ihnen klar wurde, dass sich Tischtennis nicht von alleine spielt und Ordnung und eine gewisse Disziplin zum Lernen in einer Gruppe nötig sind. Auf der anderen Seite führte selbst diese geringe Gebühr dazu, dass uns von Eltern gesagt wurde, dies sei nicht bezahlbar und die Kinder kamen nach der Schnupperphase aus diesem Grund nicht mehr.
Von meist etwa 30 interessierten Kindern schrumpfte die Teilnehmerzahl im Verlauf des Schuljahres auf ca.10 Kinder. Eine weitere Negativerfahrung war, dass Mädchen gegen Ende immer weg blieben. Die Jungen, ohnehin von Anfang an deutlich in der Überzahl, waren einfach zu wild, zu laut und teilweise auch zu aggressiv. Gleichwohl gab es auch durchaus Jungen und vereinzelt auch Mädchen, die später noch den Weg in den Verein gefunden haben.
"Mit diesem Ergebnis waren wir aber nicht zufrieden, so dass wir vor zwei Jahren als Experiment dazu übergingen, zwei Kurse von je 45 Minuten für Mädchen und Jungs getrennt anzubieten." Damit wurden bei gleichem Aufwand die Gruppen kleiner und auch die Mädchengruppe bestand bis zum Ende. Für die zumeist zwar bewegungsinteressierten und sportmotorisch begabten jedoch auch wenig konzentrationsfähigen Kinder erwies sich die verkürzte Tischtenniszeit als viel angemessener und attraktiver. Erstmals stellten sich auch unmittelbar signifikante Erfolge beim Übergang von der Schul AG in den Vereinsbetrieb ein. Das Experiment der Umstrukturierung habe sich als wirksam erwiesen.

Auch die Zusammenarbeit mit der Henri-Dunant-Grundschule wurde intensiviert. Mit einem Aushang wurde auf das neue Angebot und die Erfolge der Minis hingewiesen. "Die Wahrnehmung unserer Local Heroes in der Schule und in den verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen in Frankfurt-Höchst und Frankfurt-Sossenheim bescherte dem Verein im Nachgang zu den Mini-Meisterschaften weitere Zugänge aus den ortsansässigen Schulen und dem Stadtteil. Auch zugezogene Familien wurden durch die intensive Pressearbeit und unsere Abteilungshomepage (http://www.sgsossenheim-tt.de), die alle unsere Maßnahmen umfangreich begleiten, auf unsere Angebote aufmerksam."
Die Abteilung habe mit über zehn Neuzugänge im C/B-Schüler-Alter in den vergangenen zwölf Monaten einen kleinen Boom bei den Minis erlebt. Mit dreimal Nachwuchstraining pro Woche (Mo, Mi, Fr), davon zweimal mit A-Lizenz-Trainer Markus Reiter sei die Nachwuchstraining gut und attraktiv aufgestellt. Die sportlichen Erfolge speziell der letzten Jahre, die aus der intensiven Kooperation mit der Henri-Dunant-Schule hervorgingen, seien erfreulich: Bei den Minimeisterschaften 2008/2009 seien gleich drei Minis dieser Schule erfolgreich gewesen. Anh-Minh Nguyen (Jahrgang 2000) wurde Dritter beim Hessenentscheid und erreichte 2009 die Hessenrangliste Top 21 der C-Schülerinnen. Felix Tran (Jahrgang 2000) belegte in Gelnhausen-Meerholz den fünften Platz und Gülhan Erdem (Jahrgang 1999) verpasste als Fünfter des Bezirksentscheides das Landesfinale 2009 nur knapp. Sven Patzwald (Jahrgang 1999) schaffte nach seinemfünften Platz beim Bezirksentscheid Süd 2008 in diesem Jahr den Sprung in die Bezirksendrangliste Top 12 der C-Schüler. Bemerkenswert sei auch die "Tischtenniskarriere" von Tuna Bükin (Jahrgang 1996). Er spielte Tischtennis zunächst ausschließlich in der Schul AG und im Verein nur Fußball. Vor zwei Jahren entschied er sich dann, auch der Tischtennisabteilung beizutreten. Nach lediglich eineinhalb Verbandsrunden spielt er jetzt in der Schüler Verbandsliga.
"Da wir mit dem Schulleiter Herrn Grünenwald und der Schulsportleiterin Frau Raimann aufgeschlossene Partner haben, sind wir optimistisch, dass es uns gelingen wird, unsere Zusammenarbeit weiter zu intensivieren und neue gemeinsame Aktivitäten umzusetzen", blickte Deigert nach vorn. Vorhaben zur Förderung des Mädchensports oder ein Turnier "Beste Klasse" seien in der "Pipeline". Ende August hätte übrigens die neue Schul-AG begonnen - u. a. mit 17 Mädchen unter 11 Jahren.

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