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Mann großer Taten: Helmut Hampl drei Jahrzehnte in Diensten des Hessischen Tischtennis-Verbandes

(ro). Helmut Hampl beging am 1. Januar 2010 sein 30-jähriges Dienstjubiläum als Verbandstrainer. Große Erfolge feierte der Cheftrainer des Hessischen Tischtennis-Verbandes, früher selbst Bundesligaspieler bei der FTG Frankfurt und dem TTC Mörfelden, beim HTTV und mit dem TTV Gönnern, mit dem er zweifacher Champions-League-Sieger wurde. Und bei seinem jüngsten Projekt, einheimische Talente über den frischgebackenen Bundesligisten TG Hanau in die europäische Spitze zu führen, scheinen sich bereits erste Erfolge abzuzeichnen.

Die Trainer-Ikone, geboren am 3. Dezember 1952 in Offenbach, hat in den drei Jahrzehnten als hessischer Landestrainer - seit 2004 fungiert er zudem als Cheftrainer des Verbandes - alle Höhen und Tiefen miterlebt. Doch es waren eindeutig mehr Höhen als Tiefen. Hampl hat maßgeblichen Anteil daran, dass die Jugendarbeit des HTTV deutschlandweit und darüber hinaus als vorbildlich anerkannt ist und der hessische Nachwuchs seit Jahren bei allen wichtigen Turnieren oben auf dem Treppchen zu finden ist. Ungezählt sind die in der Ära Hampl errungenen HTTV-Medaillen bei Südwestdeutschen- und Deutschen Meisterschaften. Auch derzeit sind besonders die hessischen Jungs im nationalen Schüler- und Jugendbereich wieder ganz vorne dabei, gute Jahrgänge, die Hampl entscheidend geprägt hat.

Der hochgewachsene Bundesligatrainer der TG Hanau blickt selbst auf eine beeindruckende Spielerkarriere zurück. So spielte er in den 70er-Jahren jeweils fünf Jahre für die FTG Frankfurt und den TTC Mörfelden im Oberhaus. Besonders gegen Abwehrspieler zeigte er tolle Auftritte - unvergessen sein grandioser Sieg gegen den damaligen deutschen Shootingstar Engelbert Hüging im Bundesligaspiel seiner Mörfeldener gegen Jülich.

Es bot sich für Hampl, der Tischtennis schon damals förmlich lebte und ein besonderes Gespür für Talente zeigte, an, die Trainerkarriere einzuschlagen. Am 1. Januar 1980 trat er als Landestrainer in die Dienste des HTTV. Vom Verband wurde er frühzeitig für besondere Nachwuchsförderprojekte freigestellt. Das erste Projekt dieser Art lief damals bei der FTG Frankfurt, wo Hampl zunächst noch als Spielertrainer agierte und mit den Talenten Jörg und Thomas Rosskopf sowie Hansi Fischer arbeitete.

Man darf ohne Übertreibung sagen, dass er einen Spieler wie "Rossi", der 1989 zusammen mit "Speedy" Fetzner Weltmeister im Doppel wurde, geformt und seine einzigartige Karriere an entscheidender Stelle gefördert hat. Hampl hatte schon damals dieses besondere "Händchen" im Umgang mit Talenten und die Begabung, potenzielle Ausnahmespieler frühzeitig zu erkennen und nach oben zu bringen.

Nach der FTG folgte mit dem Senkrechtstarter Gönnern aus dem Hessischen Hinterland, den Hampl zu zwei Champions-League-Siegen führte, die Station, die ihn als Vereinstrainer berühmt machte. Von der Regionalliga ging es bis ins Oberhaus, unter anderem mit Spielern wie Tobias Beck und Thomas Keinath. Noch in der 2. Liga, der Aufstieg ins Unterhaus gelang 1993, nahm das "Projekt Timo Boll" Formen an - das Ausnahmetalent aus dem Odenwald, von dem Hampl vom ersten Moment an überzeugt war, stieß 1995 im Alter von 14 Jahren zum TV Gönnern und erhielt kurz darauf die Chance, in der Bundesliga zu spielen. Boll hat immerhin 13 Jahre für Gönnern gespielt und sich in dieser Ära durch Helmut Hampls Förderung zu einem der besten Tischtennisspieler aller Zeiten entwickelt. Nicht von ungefähr nutzt der aktuelle Weltranglistenvierte, der 2003 sogar sieben Monate lang die Nummer eins des World Rankings war, noch heute jede Gelegenheit, um in Hampls europaweit renommierter Trainingsgruppe seine Form zu verbessern.

Der ehrgeizige HTTV-Verbandstrainer, der stets langfristig-konzeptionell arbeitet und nie ein "Wandervogel" war, gehörte mit Gönnern seit 1996 der Eliteliga an und errang nicht nur die legendären beiden Siege in der Königsklasse 2004/05 und 2005/06, sondern wurde auch zweimal Deutscher Pokalsieger und zweimal nationaler Vizemeister - zum Meistertitel fehlte jedes Mal ein kleiner Tick.

Nach 15 Jahren erfolgreicher Erstligazugehörigkeit wurde der Staffelstab von den Hinterländern an die TG 1837 Hanau übergeben, wo Hampl seit dieser Saison eine neue Etappe seines Erfolgsmodells in Angriff nimmt und den vielversprechenden, vom HTTV unterstützten Versuch unternimmt, einen deutschen Bundesligisten mit den größten nationalen Talenten in die europäische Spitze zu führen.

In der Brüder-Grimm-Stadt führten auch die Wege von Helmut Hampl und "Mr. Tischtennis" Jörg Roßkopf, der schon in Gönnern sieben Jahre unter dem Chefcoach des HTTV gespielt hatte, wieder zusammen. Zwar löst "Rossi" nach nur einer Saison als Aktiver im Sommer Richard Prause als Herren-Bundestrainer ab, soll dem neuen Hampl-Klub aber in wichtiger beratender Funktion erhalten bleiben.

Das ohne den HTTV-Cheftrainer undenkbare innovative Jugendkonzept des DTTL-"Seiteneinsteigers" TG Hanau hat nicht nur bundesweit für Furore gesorgt. Das Team konnte schon in seiner ersten Bundesligahalbrunde einige Duftmarken setzen. Im Europacup, eigentlich ETTU-Pokal genannt, stieß man ins Viertelfinale vor, in der Liga hat man gute Chancen auf den Klassenerhalt und besiegte zuletzt den Play-Off-Kandidaten Grenzau.

Talente wie Ruwen Filus, Steffen Mengel und der erst 17-jährige Patrick Franziska konnten - maßgeblich gefördert durch Helmut Hampl - auf sich aufmerksam machen. Abwehrkünstler Filus erreichte das Viertelfinale der EM in Stuttgart, bei der er umjubelte Auftritte vor 5.000 Zuschauern hatte, und errang gerade die Silbermedaille im U21-Wettbewerb der Pro Tour Grand Finals in Macao. Mengel hat eine längere Verletzungspause bestens überstanden und gewann Bundesranglistenturnier und Bundesranglistenfinale 2009 - zudem machte der 1,97 Meter lange Siegerländer durch starke Leistungen im ETTU-Cup von sich reden. Franziskas Karriere zeigt steil nach oben. Das "Nesthäkchen" der Hampl-Truppe führte unlängst die Jungen-Nationalmannschaft des DTTB zur Silbermedaille bei der Jugend-WM in Kolumbien und machte dabei den starken Chinesen und Koreanern das Leben schwer.

"Aller guten Dinge sind drei" heißt es im Volksmund. Mit Jörg Roßkopf und Timo Boll hat Helmut Hampl zwei absolute Weltklassespieler geformt und gefördert, nun könnte ihm im Zuge des "Projekts Hanau" der dritte Streich gelingen: Nachwuchs-Ausnahmetalent Patrick Franziska wäre ein ganz heißer Kandidat für Teil drei der Hampl‘schen Erfolgsstory. Dem Cheftrainer des HTTV wäre es wie keinem Anderen zuzutrauen, nochmals nachzulegen und dem Tischtennissport einen weiteren Ausnahmekönner zu bescheren. Mit Spannung darf verfolgt werden, was sich in naher Zukunft und mittelfristig in Verein und Verband unter dem sportlichen Regiment des vom VDTT zweimal zum Trainer des Jahres gekürten Chef-Übungsleiters bewegen wird.

Helmut Hampl ist kein bequemer, pflegeleichter Trainer und wollte nie "Everybody‘s Darling" sein - er ist ein Mann der Praxis, der seinen Weg konsequent beschreitet und zielgerichtet arbeitet. Der Erfolg gibt ihm Recht. Das Licht der Öffentlichkeit, in dem sich manche Trainerkollegen außerordentlich wohlfühlen, hat er nie gesucht. Auch die Bundesligakonkurrenten erkennen an, wie gerade im persönlichen Gespräch häufig eingeräumt wird, dass der TGH-Trainer zu den ganz Großen der deutschen, ja europäischen Trainergilde gehört. Hampl war nie ein Mann großer Worte, wohl aber großer Taten. Es ist nicht auszuschließen, dass die nächste Tischtennis-Großtat gar nicht so lange auf sich warten lässt.

Text & Foto: Dr. Stephan Roscher

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