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Einzelsport Erwachsene  

NDM2014 in Wetzlar

Interview mit Thomas Weikert

Von Karsten Zipp

GIESSEN. Thomas Weikert ist ein viel beschäftigter Mann. Der Rechtsanwalt betreibt eine Kanzlei mit den Schwerpunkten Sport- und Familienrecht in Limburg. Daneben steht der Vater eines Sohnes dem Deutschen Tischtennis-Bund als Präsident vor und agiert als Vizepräsident des Weltverbandes. Wenn der 52-Jährige dann doch Zeit hat, spielt er beim TTCElz in der Hessenliga. Kurz vor seinem Abflug zu einer Sitzung des Weltverbandes in Dubai stand Weikert zu einem Interview zur Verfügung, in dem es auch um die Deutschen Meisterschaften geht, die am letzten Februar-Wochenende in der Wetzlarer Rittal-Arena ausgetragen werden.


Herr Weikert, beim letzten Vorrundenspiel des TTCElz II haben sie ein Einzel in der Verlängerung des fünften Satzes verloren. Ärgert Sie das noch?
Weikert: Sehr! Ansonsten müsste ich ja aufhören. Mir ist im vergangenen Jahr die Achillessehne gerissen. Erst seit Oktober kann ich wieder Tischtennis spielen. Von daher bin ich mit meiner Leistung wieder ganz zufrieden.


Denken Sie an der Platte in solchen Momenten nicht, dass Sie als Verbandspräsident ein Vorbild sein müssten?
Weikert: Ach, im Schnitt benehme ich mich ganz ordentlich. Ich glaube aber, dass ein kleiner Aussetzer im Jahr dabei sein darf.


Ende Februar finden die Deutschen Meisterschaften in Wetzlar statt. Viele Verbände zieht es mit ihren Veranstaltungen ja inzwischen eher in Großstädte. Warum geht der DTTBmit seinen Titelkämpfen in die Provinz?
Weikert: Wir gehen ja schon mit den German Open zumeist in größere Städte. Das halte ich für eine ganz gute Mischung. Um die Deutschen Meisterschaften bewerben sich nun mal die Landesverbände. In Hessen fand nun schon längere Zeit kein größeres Turnier mehr statt, und da jetzt Wetzlar über diese schöne Halle verfügt, fanden wir das optimal.


Sind Sie direkt in die Organisation des Turniers eingebunden oder delegieren Sie das eher?
Weikert: Ich habe mit der direkten Vorbereitung eher wenig zu tun. Das liegt größtenteils in den Händen des Hessischen Tischtennis-Verbandes. Aber ich informiere mich natürlich. Der Kartenvorverkauf ist beispielsweise sehr gut angelaufen. Gerade um die Weihnachtszeit wurden viele Tickets nachgefragt. Ich gehe fest davon aus, dass wir am Turnier-Samstag und -Sonntag eine volle Halle erleben werden.


Warum gelingt bei Deutschen Meisterschaften das, was zuletzt bei der Europameisterschaft in Österreich misslang?
Weikert: Wir haben damals auch nachgefragt und die Veranstalter haben uns versichert, dass sie viele Karten verkauft hatten, aber die Zuschauer dann einfach nicht gekommen sind. Das hat auch damit zu tun, dass Sponsoren ganze Ticket-Kontingente aufkaufen.


Die Tischtennis-Verbände haben ja in der Vergangenheit vieles reformiert, um für das Fernsehen attraktiver zu werden. Die Bälle wurden vergrößert, die Farbe der Tische wurde verändert. Doch die Übertragungszeiten sind bescheiden geblieben. Da scheint was schiefgelaufen zu sein.
Weikert: Ich denke nicht, dass das schiefgelaufen ist. Wir müssen vielleicht einfach positiv akzeptieren, dass wir in einem Fußball-Land leben. Aber seit 2006 sind beispielsweise die Übertragungsminuten des Tischtennis im Fernsehen gestiegen. Das ist schon auch ein Erfolg.


Was können Sie tun, damit nun auch Deutsche Meisterschaften im Fernsehen stattfinden?
Weikert: Als Verband muss man auf die Sender zugehen. Also im Fall Wetzlar nun auf den Hessischen Rundfunk. Das ist aber bei Deutschen Meisterschaften schon sehr schwierig. Ich hoffe, dass wir minutenweise eine Berichterstattung von den Titelkämpfen im HR bekommen.


Im Gegensatz zum Tennis verfügen Deutsche Meisterschaften im Tischtennis noch über große Anziehungskraft bei den Stars der Branche. Befürchten Sie, dass sich das künftig ändert, wenn es immer mehr gut dotierte Turniere in aller Welt gibt?
Weikert: Ich glaube, dass die Spitzenspieler auch weiterhin kommen werden. Das Prestige der Titelkämpfe ist ungebrochen hoch – was eben auch für die Ausrüsterfirmen der Spieler wichtig ist. Konkret für Wetzlar. Denn dort will Timo Boll alleiniger Rekordmeister werden und sein größter Kontrahent Dimitrij Ovtcharov will erstmals den Titel gewinnen. Das sorgt schon für eine große Brisanz. Außerdem ist es für alle deutschen Spieler ein großer Anreiz, in einer vollen Halle aufzutreten.


Also gehen Sie davon aus, dass Boll und Ovtcharov auch in Wetzlar antreten
werden?
Weikert: Davon gehe ich ganz fest aus. Es sei denn, es kommen Verletzungen dazwischen.


Sie fliegen nun nach Dubai, wo eine Sitzung des Weltverbandes stattfindet und das World-Tour-Finale ausgetragen wird. Kommen dort überhaupt Zuschauer zu den Spielen?
Weikert: Das weiß ich nicht genau. Ich war noch nie in Dubai zu einer Tischtennis-Veranstaltung. Vor ein paar Jahren habe ich aber ein Turnier in Katar besucht. Das ist sehr schwierig. Dort gibt es tolle Hallen, in denen man prima spielen kann. Die Spieler und die Funktionäre finden großartige Hotels vor. Aber Zuschauer kommen eigentlich keine. Ich persönlich denke, man kann das als Verband mal machen – Tischtennis sollten wir überall in der Welt entwickeln – aber man sollte auch die klassischen Tischtennis-Nationen mit großen Veranstaltungen bedenken. In anderen Sportarten finde ich das schon manchmal, sagen wir mal, komisch.


An der Basis herrscht derzeit eine gewisse Unruhe über die Einführung der neuen Bälle, die ja nicht mehr aus Zelluloid bestehen. Wie ist da der Stand der Dinge?
Weikert: Wir haben festgelegt, dass der Plastikball ab dem 1. Juli eingeführt wird. Das bedeutet aber zunächst nur, dass dieser für die höchsten fünf Ligen empfohlen wird. Wir müssen dann schauen, wie die Firmen mit der Lieferung nachkommen. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass die neuen Bälle mit Naht den alten sehr, sehr ähnlich sind. Das ist keine große Umstellung. Die neuen Bälle, die ohne Naht angeboten werden, sind hingegen recht schwierig. Aber ich glaube, am 31. Dezember kräht nach diesem Thema kein Hahn mehr.

Quelle: Gießener Anzeiger

 

 

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